Julius Zacher
geboren: | 15. Februar 1816 Obernigk bei Trebnitz (Schlesien) |
gestorben: | 23. März 1887 Halle |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Förster |
Julius Zacher
Den ersten Unterricht erhielt Zacher privat durch einen Geistlichen, dann besuchte er das Elisabethgymnasium in Breslau (Reifeprüfung 1836). Zunächst studierte er an der Universität Breslau Theologie, wechselte jedoch bereits nach einem Semester zur Philosophischen Fakultät über. und Philologie. Neben den Klassisch-philologischen Studien befasste sich Zacher, durch Heinrich Hoffmann von Fallersleben, mit der Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. 1839 trat er eine Stelle als Hauslehrer bei dem Grafen Friedrich von Lottum an, mit dem er nach Berlin, Putbus auf Rügen und Den Haag reiste. In den niederländischen Bibliotheken fand er reichhaltiges Material für ausgedehnte Handschriftenstudien vor. 1842 gab er die Stelle auf, um an der Universität Berlin bei Karl Lachmann und den Brüdern Grimm germanistische Vorlesungen zu hören. 1844 promovierte er an der Universität Halle mit der Dissertation »De Alexandri magni historia fabulosa« zum Dr. phil. Danach legte er in Berlin die Prüfung für das höhere Lehramt ab. 1847 erhielt Zacher, zunächst provisorisch, eine Custodenstelle in der Universitätsbibliothek Halle. Bald darauf übernahm er auch das Sekretariat des thüringisch-sächsischen Altertumsvereins, den er, so die Universitätschronik rückschauend, »aus tiefem Verfall zu neuer Blüte emporführte. 1848/49 wurde er beurlaubt, um eine vom preußischen Staat anzukaufende Bibliothek zu katalogisieren. 1853 habilitierte er sich an der Universität Halle mit der Schrift »Desquistionis grammaticae de alphabeti gothici ulphilani origine atque indole particulari I« (erweitert unter dem Titel »Das gothische Alphabet Vulfilas und das Runenalphabet«, 1855, Neudruck 1984). 1856 wurde Zacher zum außerordentlichen Professor ernannt und 1857 an der Universitätsbibliothek fest angestellt. 1859 nahm er die Berufung zum ordentlichen Professor für deutsche Philologie und Oberbibliothekar an der Universität Königsberg an. Hier veränderte er, erneut sei die Universitätschronik zitiert, »durch entschlossenes Durchgreifen« den bis dahin »verwahrlosten Zustand« der Bibliothek. Aus gesundheitlichen Gründen bat er darum, wieder nach Halle versetzt zu werden, die Bitte wurde 1863 gewährt.
Hier las er vor allem deutsche Grammatik, Metrik und Mythologie, in Kollegien erläuterte er mehrfach das Nibelungenlied, Wolframs Parzifal und Tacitus Germania. Er gründete an der Universität eine »deutsche Gesellschaft« aus der später das germanistische Seminar hervorging. Im Mittelpunkt seiner Forschungen stand, wie schon bei seiner Dissertation, die Alexandersage, deren mittellateinische und mittelhochdeutschen Fassungen er veröffentlichte (»Alexandri magni iter ad paradisum ex codd. mss. latinis primus edidit«, 1859; »Julii Valerii epitome«, 1867; »Pseudocallisthenes: Forschungen zur Kritik und Geschichte der ältesten Aufzeichnung der Alexandersage«, 1867). Er widmete sich in Aufsätzen und Einzelstudien jedoch auch anderen Epen (»Zur Textkritik des Ludwigsliedes«, 1869). Am Grimmschen Wörterbuch und der Revision des Textes der Lutherbibel wirkte er beratend mit. Die Verwissenschaftlichung seiner Disziplin förderte Zacher auch auf organisatorischem Gebiet. Er war Mitgründer und -herausgeber der »Zeitschrift für deutsche Philologie« (seit 1868) und der Germanistischen Handbibliothek (seit 1869).
Quellen: Killy, Literaturlexikon, Band 12, 1992, S. 463 f.; Chronik 1886/87, S. 6 – 10.
Autor: HE