Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Johann August Nösselt

geboren:2. Mai 1734 Halle
gestorben:11. März 1807 Halle
Konfession:evangelisch
Vater:Johann August Nösselt (1692–1762), Kaufmann und Pfänner in Halle

Johann August Nösselt

Schon früh im Elternhaus pietistisch geprägt, erhielt Nösselt zunächst Privatunterricht. Ab 1744 besuchte er die Latina der Franckeschen Stiftungen. Am 9. Juli 1749 im Alter von 15 Jahren schrieb sich Nösselt für das Theologiestudium an der halleschen Universität ein. Tatsächlich begann er das Studium erst 1751, aber die frühe Immatrikulation zeigt, dass ihm dieser Weg schon früh geebnet wurde.

Schon während der Schulzeit und dann im Studium war Nösselt ein begeisterter Schüler Siegmund Jakob Baumgartens (1706-1757), unter dessen Leitung er 1755 in der Theologie promoviert wurde.

Anschließend unternahm er eine Studienreise durch Süddeutschland, u.a. nach Altdorf, wo er sich im November 1755 eingeschrieben hatte. Seine Reise führte ihn weiter in die Schweiz und nach Frankreich, bis ihn der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) zur Heimkehr zwang.

Zurück in Halle legte Nösselt den Magistertitel in der Philosophie ab und begann, Vorlesungen vor allem über das Neue Testament zu halten. Am 2. September 1760 erhielt er den Ruf auf die außerordentliche Professur der Theologie. 1764 wurde ihm ein Ruf nach Göttingen angeboten. Da kurz zuvor der hallesche Theologieprofessor Christian Benedikt Michaelis (1680-1764) verstorben war, brauchte die Universität Nösselt und wollte ihn halten: am 9. August erhielt er den Ruf auf die Stelle von Michaelis.

1779 wurde er Direktor des Theologischen Seminars, nachdem Johann Salomo Semler (1725-1791) dieser Stelle enthoben wurde. Nösselt sorgte aber dafür, dass Semler sein Gehalt weiterhin bezog und auch Vorlesungen an der Universität halten konnte.

Nösselt lehrte vor allem das Neue Testament und Dogmatik. Er schloss sich der historisch-philologischen Methode der Exegese biblischer Texte an, wie sie von Johann August Ernesti (1707-1781) in Leipzig praktiziert wurde. Mit ihm stand Nösselt in regem Austausch. In diesem Sinn ist Nösselt ein Vertreter des Neologismus, wenngleich er immer stark gegen Rationalismus und theologischen Radikalismus eintrat. Vor allem in seinen Auseinandersetzungen mit dem ebenfalls in Halle lehrenden Carl Friedrich Bahrdt (1740-1792) wurde dies deutlich, zumal Nösselt diesem als Dekan der Theologischen Fakultät entgegentrat.

Auch als die Universität dem königlichen Oberschulkollegium unterstellt werden sollte, stritt Nösselt für die Belange der Theologischen Fakultät. In diesem Fall war seine öffentliche Positionierung jedoch zwecklos: die akademische Freiheit wurde den staatlichen Reglementierungsvorschriften untergeordnet. Besonders litt er später unter dem Wöllnerschen Religionsedikt. Ihm wurden neologische Lehrinhalte vorgeworfen und Inspektoren an die Seite gestellt. Aber Nösselt blieb undbeugsam und stand weiterhin für die akademische Lehrfreiheit ein.

Seit 1766 war Nösselt mit Dorothea Conradine Conerus (1744-1793) verheiratet. Sie war die Tochter des Ratsmannes August Friedrich Conerus. Das Paar hatte mehrere Kinder, u.a. Friedrich August Nösselt (1781-1850), der Prediger und Gymnasiallehrer wurde und in Beslau eine Töchterschule gründete.

Quellen: ADB, Bd. 24, Leipzig 1887, S. 25ff.; BBKL, Bd. 6, Hamm 1993, Sp. 983f.; Förster, S. 251; StAH FA, Nr. 2142; Steinmeyer, Elias von: Die Matrikel der Universität Altdorf, Bd. 1, Würzburg 1912, S. 603; Stephan, Christian: Die stumme Fakultät. Biographische Beiträge zur Geschichte der Theologischen Fakultät der Universität Halle, Dössel 2005, S. 59ff.; UAHW Matrikelverzeichnisse nach 1744, Bd. 2, Bl. 257; UAHW Rep 3, Nr. 239 Ernennung der Adjunkten, außerordentlichen und ordentlichen Professoren bei der Theologischen Fakultät (1691-1807).

Autorin: JS

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