Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Johann Salomo Semler

geboren:18. Dezember 1725 Saalfeld
gestorben:14. März 1791 Halle
Konfession:evangelisch
Vater:Matthias Nikolaus Semler (gest. 1755), Archidiakon und Superintendent

Johann Salomo Semler

Semler besuchte zunächst die Schule seiner Heimatstadt. Hier zeigte sich früh eine Begabung und starkes Interesse an den alten Sprachen und an Geschichte. So schrieb sich Semler am 11. Oktober 1743 zum Studium an der Universität Halle ein, um die Philologien, Geschichte und Mathematik zu studieren. Er hatte durch sein Elternhaus und die pietistische Ausrichtung des Herzogtums Sachsen-Coburg-Saalfeld früh schon Bezug zur pietistischen Theologie, von der er sich jedoch bald lossagte. 1744 wechselte er an die Theologische Fakultät und studierte vor allem unter Siegmund Jakob Baumgarten (1706-1757), in dessen Haus er zudem wohnte. In der Vormoderne war es durchaus üblich, dass Studenten in den Professorenhäusern wohnten, nicht zuletzt hatten sie so Zugriff auf die Bibliotheken der Hochschullehrer. So war es auch in Semlers Fall, zudem unterrichtete er als Hauslehrer der Kinder Baumgartens.

1750 schloss er das Studium mit dem Magistertitel ab und nahm die Stelle als Lehrer der arabischen Sprache am akademischen Gymnasium in Coburg an. Zudem arbeitete er als Redakteur der „Coburger Staats- und Gelehrtenzeitung“. Bereits im darauffolgenden Jahr erhielt er den Ruf als ordentlicher Professor für Geschichte und lateinische Poesie an die Universität Altdorf.

Auf Vermittlung Baumgartens erfolgte am 19. Dezember 1752 der Ruf als ordentlicher Professor der Theologie an die Universität Halle. 1757 übernahm er zudem die Leitung des Theologischen Seminars.

Semler setzte sich zeit seines Lebens kritisch mit dem Pietismus auseinander und distanzierte sich schließlich von ihm. Was sich bei Baumgarten schon abzeichnete, verstärkte sich schließlich bei Semler: sie beendeten die rein pietistische Ausrichtung der halleschen Theologischen Fakultät. Der Ruf Halles als Hochburg der Theologie blieb dennoch mit Semler im Verlauf des Jahrhunderts erhalten. Denn er gehört zusammen mit seinem Lehrer Baumgarten zu der ersten Generation der Aufklärungstheologen in Halle. Semler spielte eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Neologie, also der theologischen Strömung, die die aufklärerischen Ideen und Prinzipien in die theologische Wissenschaft tragen wollte. Er gilt als „einer der bedeutendsten deutschen Theologen des 18. Jahrhunderts“ mit internationaler Reputation (Stephan).

Semler führte darüber hinaus die Impulse Baumgartens und dessen Betonung der methodischen Grundlagen weiter. Vor allem ist hier seine Kanonkritik zu nennen, die er ab 1771 in der vierbändigen „Abhandlung von freier Untersuchung des Canons“ publizierte. Semler betonte, dass es sich bei der Bibel, und damit der Überlieferung der göttlichen Offenbarung, um eine Sammlung unterschiedlichster Schriften und Autoren handele. Er konzentrierte die exegetische Arbeit dementsprechend auf die Textkritik und legte damit den Grundstein für die moderne historisch-kritische Exegese.

Gemeinsam mit dem preußischen Staatsminister Karl Abraham Freiherr von Zedlitz (1731–1793) entwickelte Semler die Idee zu einem pädagogischen Seminar für die Lehrerausbildung, das sich an das Dessauer Philanthropinum anlehnen sollte. 1777 wurde der Plan realisiert und 1779 mit Ernst Christian Trapp (1745–1818) der erste Lehrstuhl für Pädagogik an einer deutschen Universität eingerichtet.

Semler war zweimal verheiratet. 1751 heiratete er in Coburg Christina Magdalena Döbner (1727-1771). Aus dieser Ehe ging u.a. der Sohn Adam Siegmund Philipp (1754-1809) hervor, der Jurist und preußischer Regierungsrat wurde. 1772 heiratete er in Halle Susanna Beata Schwarz, die Tochter des Magdeburger Kaufmanns Philipp Christian Schwarz. Im Dezember 1767 erlangte Semler das hallesche Bürgerrecht.

Organisationen:

Ehrenmitglied der Naturforschenden Gesellschaft Halle

Quellen: ADB, Bd. 33, Leipzig 1891, S. 698-104; BBKL, Bd. 14, Hamm 1998, Sp. 1444-1473; Förster, S. 264; NDB, Bd. 24, Berlin 2010, S. 236f.; RGG, Bd. 7, Stuttgart 2004, Sp. 1204-1205; Semler, Johann Salomo: D. Johann Salomo Semlers Lebensbeschreibung, Halle 1781; StAH FA, Nr. 5450; Stephan, Christian: Die stumme Fakultät. Biographische Beiträge zur Geschichte der Theologischen Fakultät der Universität Halle, Dössel 2005, S. 68-74; UAHW Matrikelverzeichnisse vor 1744, Bl. 691; UAHW Rep 3, Nr. 239 Ernennung der Adjunkten, außerordentlichen und ordentlichen Professoren bei der Theologischen Fakultät (1691-1807).

Autorin: JS

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