Siegmund Jakob Baumgarten
geboren: | 14. März 1706 Ballenstedt |
gestorben: | 4. Juli 1757 Halle |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Jakob Baumgarten (1668-1722), Garnisionsprediger in Berlin |
Siegmund Jakob Baumgarten
Baumgarten erhielt zunächst Privatunterricht und wechselte, als sein Vater starb, auf das Pädagogium der Franckeschen Stiftungen. Dies war nicht überraschend, denn sein Vater war dort bereits 1697 als Inspektor tätig. Am 28. April 1724 schrieb er sich für das Studium der Theologie in Halle ein und unterrichtete parallel die höheren Klassen am Franckeschen Waisenhaus.
1726 wurde er Inspektor der lateinischen Schule ebendort. 1728 wurde er mit einer Stelle als Prediger dem Sohn Franckes, Gotthilf August Francke (1696-1769), an der halleschen Marktkirche unterstellt. Gleichzeitig legte Baumgarten die Magisterwürde ab und begann, als Privatdozent Vorlesungen an der Philosophischen Fakultät anzubieten. Offensichtlich tat er dies mit einigem Erfolg, so dass ihn die Theologische Fakultät am 24. April 1732 zum Adjunkten berief.
Als der Theologieprofessor Johann Liborius Zimmermann (1702-1734) starb, wurde Baumgarten zu seinem Nachfolger auf die ordentliche Professur berufen. Es ist kein Hinweis auf dieses Ereignis in den Berufungsakten zu finden, aber im Vorlesungsverzeichnis wird Baumgarten ab dem Herbstsemester 1734 als ordentlicher Professor aufgeführt. Häufig findet sich in der Literatur fälschlich 1743 als Berufungsjahr.
Im Mai 1734 heiratete Baumgarten die Tochter des Obristen Philipp Wilhelm von Bomsdorf (geb. 1667), Henriette Eleonore (geb. 1712). Diese Familie war bereits in den professoralen Kreisen bekannt, denn der große Jurist und Professor Johann Juncker (1679-1759) hatte fünf Jahre zuvor eine andere Tochter des Obristen geheiratet (Christiane Eleonore, gest. 1766). Diese familiären Verbindungen wurden schließlich fortgesetzt, indem eine Tochter Baumgartens, Christina Henrietta (1736-1794), den Sohn Junckers und Arzt Johann August Juncker heiratete.
Baumgartens Bedeutung liegt in der Anwendung der Wolffschen Philosophie auf die Theologie und in dem Versuch, die Dogmen mit rationaler Beweisführung einerseits zu stützen und andererseits einzuschränken. Dabei blieb er dem orthodoxen Luthertum immer verbunden. Er gilt zudem als Wegbereiter für die historisch-kritische Methode, die vor allem durch seinen Schüler Johann Salomo Semler (1725-1791) weiter entwickelt wurde. Voltaire sah in Baumgarten „die Krone der deutschen Gelehrten“.
Baumgarten übernahm 1744 das Amt des Ephorus der Königlichen Freitische und später das des Direktors des Theologischen Seminars.
Organisationen: 1748 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und Künste
Bild: Zentrale Kustodie, MLU Halle-Wittenberg
Quellen: ADB Bd. 2, Leipzig 1875, S. 161; Dreyhaupt S. 582f.; Ehrhardt-Rein, Susanne: Zwischen Glaubenslehre und Vernunftwahrheit: Natur und Schöpfung bei hallischen Theologen des 18. Jahrhunderts. Münster 1996; Ersch/Gruber 1. Sect., Theil 8, Leipzig 1822, S. 205f; Förster, S. 194f.; NDB, Bd. 1, Berlin 1953, S. 660; UAHW Rep 3, Nr. 239 Ernennung der Adjunkten, außerordentlichen und ordentlichen Professoren bei der Theologischen Fakultät (1691 - 1786).
Autor: JS