Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Brugsch, Theodor

Brugsch, Theodor

geboren:11.10.1878 Graz
gestorben:11.7.1963 Berlin
Konfession:evangelisch
Vater:Ägyptologe

Brugsch, Theodor

Internist

Theodor Brugsch wurde in Graz als Sohn des Ägyptologen Heinrich Brugsch-Pascha und dessen Frau Antonie, geb. Verständig geboren. Er studierte Medizin in Berlin und Leipzig, wurde 1902 in Leipzig promoviert und war anschließend Assistenzarzt in Altona. 1902 heiratete er Gertrud Arendt. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor. 1905 wurde er Assistent der Zweiten Medizinischen Klinik in Berlin. 1909 wurde er habilitiert und erhielt 1911 den Professorentitel. Im gleichen Jahr wurde er Oberarzt der Zweiten Medizinischen Klinik in Berlin. Seine Forschungsarbeiten in dieser Zeit beschäftigten sich mit Fragen der Konstitutionslehre. Er publizierte gemeinsam mit Fritz Heinrich Lewy ein Sammelwerk „Biologie der Person“ (1926 bis 1929). Zum 1. Oktober 1927 wurde er als Direktor der Medizinischen Klinik der Universität nach Halle berufen. 1931 war er Dekan der hallischen Medizinischen Fakultät. 1932 wurde er auf Vorschlag von Emil Abderhalden zum Leopoldina-Mitglied gewählt, im November 1938 wurde er als Leopoldina-Mitglied gestrichen. 1935 wurde er von der Universität beurlaubt. Beide Eltern seiner Frau waren jüdischer Herkunft, sie hatten sich gemeinsam im April 1881 in Berlin evangelisch taufen lassen. Durch Erlass des Reichministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 24. April 1936 wurde Theodor Brugsch „auf Grund des § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ in den Ruhestand versetzt. Er ließ sich von seiner Frau scheiden und heiratete später Andrée Zufferey. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor.

Von 1936 bis 1945 hatte Brugsch eine Privatpraxis in Berlin. Sofort nach Kriegsende wurde er Ordinarius für Innere Medizin und Direktor der I. Medizinischen Klinik der Charité. Diese Stelle hatte er bis 1957 inne. Von 1946 bis 1949 war er Vizepräsident der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung. In dieser Funktion wurde er vom amtierenden Vizepräsidenten der Leopoldina Otto Schlüter um seine Unterstützung bei der Wiederzulassung der Leopoldina gebeten. Im Juni 1949 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Von 1948 bis 1949 war Brugsch als Mitglied des Deutschen Volksrates an der Ausarbeitung der DDR-Verfassung von 1949 beteiligt. 1949 war er Dekan der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin, von 1949 bis 1954 war er Volkskammerabgeordneter. Ab 1957 war er Vizepräsident, ab 1963 Ehrenpräsident des Kulturbundes. Von der DDR-Regierung erhielt er die Auszeichnungen „Hervorragender Wissenschaftler des Volkes“, den „Vaterländischen Verdienstorden“ und den Nationalpreis.


Ausgewählte Publikationen von Theodor Brugsch

  • Lehrbuch der Herz- und Gefässkrankheiten Georg Stilke Verlag Berlin 1929 (mit dem Titel Kardiologie 5. Aufl. Leipzig 1958).
  • Lehrbuch der Inneren Medizin in zwei Bänden. Berlin 1930/31 (14. Auf. 1950).
  • Ganzheitsproblematik in der Medizin: zugleich eine Einführung in die medizinische Erkenntnislehre. Berlin 1936.
  • Arzt seit fünf Jahrzehnten. Berlin 1957 (2. Aufl. 1987).
  • Ernährungslehre und Diätetik. Berlin 1956 (zusammen mit Dorothea Schmidt).

Quellen und Literatur

  • UAH PA 4999.
  • Archiv der Leopoldina Matrikelmappe 3829 und Foto.
  • Catalogus Professorum Halensis.
  • Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs und Dieter Hoffmann (Hgg.): Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon. Berlin 2000.

Bild: aus dem Archiv der Leopoldina.

Quelle: Friedemann Stengel (Hg.): Ausgeschlossen. Die 1933-1945 entlassenen Hochschullehrer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Halle 2016, S. 59 - 63

Autorin: Sybille Gerstengarbe

Weitere Bilder und Dokumente:

Dokument: Brugsch, Theodor

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