Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Budde, Werner

Budde, Werner

geboren:1.9.1886 Konstantinopel
gestorben:28.8.1960 Halle
Konfession:evangelisch
Vater:Physiker

Budde, Werner

Chirurg

Werner Budde wurde als drittes Kind des Physikers Emil Arnold Budde und seiner Ehefrau Ida Marie Antonie geborene Reiser in Konstantinopel, wo sein Großvater mütterlicherseits Konsul war, geboren. Er besuchte das humanistische Gymnasium in Berlin und absolvierte die letzten drei Jahre am Gymnasium in Ilfeld am Harz. Anschließend studierte er in Berlin, München und Bonn Medizin. In Bonn trat er als Medizinalpraktikant in der medizinischen Poliklinik bei Professor Paul Krause ein. Ab Herbst 1912 war er Assistent am Pathologischen Institut des Krankenhauses Friedrichshain in Berlin. Am 25. Mai 1913 wurde er mit einer entwicklungsgeschichtlichen Arbeit über die Hufeisenniere promoviert. Am 1. Oktober 1913 ging er als Volontär an die Chirurgische Universitätsklinik nach Halle.

Am 20. März 1913 heiratete er die aus einer alten Berliner Familie stammende Bildhauerin Margarete Goldschmidt. Margarete hatte in München, Berlin und in Frankreich (bei Aristide Maillol) studiert und zeitweise mit Max Kruse, dem Ehemann von Käthe Kruse, zusammengearbeitet. Aus ihrer Ehe mit Werner Budde gingen drei Kinder hervor. Margarete Budde hatte in der Wohnung ein Atelier und konnte an ihrem künstlerischen Werk arbeiten.

Werner Budde war an der Chirurgischen Universitätsklinik in Halle von 1913 bis 1925 tätig, erst als Volontär, dann als Assistent und schließlich ab 1924 als Oberarzt. Seine Lehrer waren Victor Schmieden und Friedrich Voelcker. Am 28. Juli 1920 wurde er mit einer Arbeit über „Plastischen Ersatz schleimhautbekleideter Röhren“ habilitiert und im August 1925 zum nichtbeamteten außerordentlichen Professsor ernannt.

Er leitete von Januar 1926 bis Mai 1945 die Chirurgische Abteilung des St. Barbarakrankenhauses in Halle. 1937 wurde ihm vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung die Lehrbefugnis entzogen, weil seine Frau aus einer jüdischen Familie kam. In seinem Lebenslauf, den er im Zusammenhang mit seiner Aufnahme in die Leopoldina geschrieben hat, gibt er an:

„Während des zweiten Weltkrieges war ich nur vorübergehend und zwar vom 26. August 1939 bis 12. Oktober 1939 als Chefarzt des Reservelazaretts Wurzen eingesetzt. Danach wurde ich wegen einer Ehe mit einer nichtarischen Frau aus dem Militärdienst entlassen.“

Unmittelbar nach Kriegsende, am 12. Mai 1945, wurde Budde von den Amerikanern, die Mitteldeutschland besetzt hatten, als Leiter der Chirurgischen Klinik der hallischen Universität eingesetzt. Am 1. Oktober 1945 wurde er, nun unter sowjetischer Besatzung, zum ordentlichen Professor und Direktor der Klinik ernannt. Von Januar 1946 bis Juli 1948 war er Dekan der Medizinischen Fakultät. Er war maßgeblich am Wiederaufbau der Medizinischen Fakultät nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt. In diesen Jahren gelang es ihm auch, einen Kreis von Schülern auszubilden, die später selbst die Verantwortung für entsprechende Kliniken übernahmen. Budde wurde 1950 auf Vorschlag von Alexander Stieda mit einem Gutachten von Ferdinand Sauerbruch zum Leopoldina-Mitglied gewählt und war in der Akademie Obmann für Chirurgie bis zum Jahr 1959.

Werner Budde starb am 28. August 1960 in Halle.


Ausgewählte Publikationen von Werner Budde

  • Zur Genese der Hufeisenniere und verwandter Nierenmissbildungen. Wiesbaden 1913 (Dissertation Berlin 1913).
  • Zur Frage des plastischen Ersatzes schleimhautbekleideter Röhren. Leipzig 1921 (Habilitationsschrift Halle 1920).
  • Die Chirurgische Klinik der Martin-Luther-Universität vor und nach der Jahrhundertwende und ihr Anteil an der Entwicklung der modernen Chirurgie. In: 450 Jahre Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Bd. 2: Halle 1694–1817. Halle-Wittenberg 1817–1945. Halle 1952, 493–497.

Quellen

  • Archiv der Leopoldina, Matrikelmappe 4732.
  • Catalogus Professorum Halensis; Gespräch mit Johanna Berghaus, einer Tochter von Werner Budde, am 15.11.1994.

Bild: Privatbesitz Sybille Gerstengarbe.

Quelle: Friedemann Stengel (Hg.): Ausgeschlossen. Die 1933-1945 entlassenen Hochschullehrer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Halle 2016, S. 65 - 68

Autorin: Sybille Gerstengarbe

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