Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Jahn, Georg

Jahn, Georg

geboren:28.2.1885 Leipzig
gestorben:18.5.1962 Berlin
Konfession:evangelisch-lutherisch
Vater:Schuldirektor

Jahn, Georg

Soziologe, Nationalökonom

Unmittelbar nach dem Studium der Philosophie, Staatswissenschaften und Nationalökonomie in Jena und Leipzig, das er für den freiwilligen Militärdienst für ein Jahr unterbrach, wurde Georg Jahn 1909 leitender Geschäftsführer und Syndikus zunächst des „Verbandes deutscher Bureaubeamten“, später dann weiterer Berufsverbände der Lehrer und der Bildenden Künstler. Im Dezember 1908 wurde er in Leipzig zum Dr. phil. promoviert.

Im Ersten Weltkrieg diente er als Unteroffizier in Belgien, von 1916 bis 1918 war er dort Leiter der „Heeresstelle für Rohstofferhebung“. Im Sommersemester 1919 erwarb er in Leipzig die Lehrbefugnis für das Fach Nationalökonomie. Bereits im August 1919 erhielt er eine außerordentliche Professur für Volkswirtschaftslehre und Sozialpolitik an der Technischen Hochschule in Braunschweig und vier Jahre später, am 1. April 1923, den neu eingerichteten Lehrstuhl für Soziologie an der Technischen Hochschule in Dresden. Im Sommersemester 1924 begann Jahn seine Lehrtätigkeit als Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften und Statistik an der Universität Halle, wo er auch das Direktorat des Seminars für Staatswissenschaften übernahm.

Jahn, der sich schon in seiner Studentenzeit mit Friedrich Naumann verbunden fühlte, war seit 1909 Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei, 1918 schloss er sich der neu gegründeten Deutschen Demokratischen Partei an, zu deren Gründern Naumann gehörte, und blieb auch nach deren Zusammenschluss mit der Volksnationalen Reichsvereinigung zur Deutschen Staatspartei Mitglied bis zu ihrer Auflösung im Juni 1933.

Auf Grundlage des § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde Georg Jahn zum 30. September 1937 in den Ruhestand versetzt. Seine Ehefrau Ella Jahn (geb. Schick) hatte jüdische Vorfahren. Die Jahns zogen daraufhin nach Berlin.

Nach Kriegsende war Jahn neben Rudolf Joerges und Werner Budde einer der wenigen vor 1945 entlassenen Hochschullehrer, der an die Universität Halle zurückkehrte. Zum 1. Oktober 1945 wurde ihm der Lehrstuhl für wirtschaftliche Staatswissenschaften durch den Präsidenten der Provinz Sachsen, Erhard Hübener, erneut übertragen. Aber schon 1946 wechselte Jahn an die Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg auf eine Professur für Volkswirtschaftslehre.


Ausgewählte Publikationen von Georg Jahn

  • Zur Gewerbepolitik der deutschen Landesfürsten vom 16. bis 18. Jahrhundert. Leipzig 1909 (Dissertation 1909).
  • Verstaatlichung und Vergesellschaftung. Eine Schicksalsfrage für die deutsche Volkswirtschaft. Berlin 1920.
  • Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 2. Aufl. Leipzig 1922 [1921].
  • Die Wirtschaftssysteme der Staaten Osteuropas und der Volksrepublik China. Untersuchungen der Entstehung, Entfaltung und Wandlung sozialistischer Wirtschaftssysteme. 2 Bde., Berlin 1961–1962 (Hg.).

Quellen und Literatur

  • UAH, PA 8387.
  • Eberle 292f.
  • Catalogus Professorum Halensis.
  • Festgabe für Georg Jahn zur Vollendung seines 70. Lebensjahres am 28. Februar 1955, hg. von Karl Muhs. Berlin 1955.

Bild: UAH.

Quelle: Friedemann Stengel (Hg.): Ausgeschlossen. Die 1933-1945 entlassenen Hochschullehrer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Halle 2016, S. 211 - 215

Autor: Friedemann Stengel

Weitere Bilder und Dokumente:

Dokument: Jahn, Georg

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