Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Rothmann, Hans

Rothmann, Hans

geboren:5.8.1899 Berlin
gestorben:28.2.1970 San Francisco
Konfession:mosaisch
Vater:Universitätsprofessor

Rothmann, Hans

Internist

Nach dem Besuch mehrerer Gymnasien in Berlin und nach dem plötzlichen Tod seines Vaters in Berlin schrieb sich Hans Rothmann in Rostock als Medizinstudent ein, wurde jedoch 1917 zunächst zum Kriegsdienst eingezogen. Seine Reifeprüfung legte er während eines Kurzurlaubs ab. Als Sanitäter wurde er 1917 eingezogen und diente in einem Seuchenlazarett in Sedan. Sein einziger Bruder fiel 1914 als Kriegsfreiwilliger. Von 1919 bis 1923 studierte er an den Universitäten Münster, Rostock und Berlin, wo er 1923 das Staatsexamen ablegte. Nach dem Praktischen Jahr an der II. Medizinischen Klinik der Charité hielt er sich zu Forschungszwecken 1923 am Zentralinstitut für Hirnforschung in Amsterdam auf. 1924 promovierte er in Berlin. Seit 1923 war er erst Volontärassistent und dann wissenschaftlicher Assistent an der II. Medizinischen Klinik der Charité, ließ sich zu dieser Zeit aber auch als Arzt in Berlin nieder. Am 1. Oktober 1927 wechselte er als Privatassistent von Theodor Brugsch mit seinem Lehrer nach Halle, wo er Stationsarzt einer Männerstation an der Medizinischen Universitätsklinik Halle wurde. In Halle habilitierte sich Rothmann 1930 nach einer Antrittsvorlesung über „Die Einsonderungsorgane in ihrer Beziehung zur Konstitution“. Er erhielt die Venia Legendi für das Lehrgebiet der Inneren Medizin. Zwischen 1923 und 1930 legte Rothmann 21 aus diesem Bereich stammende Schriften vor. Er hielt Vorlesungen aus dem Bereich der Inneren Medizin und veranstaltete Kurse über diagnostische und therapeutische Kurse am Krankenbett.

Im Mai 1933 ließ er sich auf eigenen Antrag beurlauben. Mit Schreiben vom 24. September 1933 wurde ihm vom Wissenschaftsministerium die Lehrbefugnis auf Grund § 3 des Berufsbeamtengesetzes („Arierparagraph“) entzogen. Am 10. Oktober wurde er per Erlass in den Ruhestand versetzt, im Dezember wurden die Vergütungszahlungen an ihn eingestellt. In den Fragebogen hatte Rothmann für sich und seine Eltern und vier Großeltern „mosaisch“ und bei der Frage nach seiner arischen Abstammung: „nein“ eingetragen. Schon mit dem zweiten Satz seines Lebenslaufs vom 20. Juni 1930 hatte er ausdrücklich darauf hingewiesen: „Ich bin mosaischer Religion“.

Hans Rothmann gelang es, sich rechtzeitig vor der nationalsozialistischen Verfolgung in Sicherheit zu bringen. Sein zunächst favorisierter Plan, nach Schweden zu emigrieren, scheiterte. Bis zu seiner Auswanderung nach Amerika 1936 führte er eine Privatpraxis in Berlin. In den USA arbeitete er als erfolgreicher Arzt weiter. Er gründete zunächst eine Privatpraxis in New York (1937–1940), wo er zugleich als Assistenzarzt am Beth David Hospital arbeitete, 1940 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1941 ließ er sich in San Francisco nieder, drei Jahre zuvor hatte er dort Frances Bertha Bransten (1914–1984) geheiratet, die aus einer der prominentesten jüdischen Familien der Stadt stammte und wurde Vater von drei Kindern. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Militärarzt der U.S. Army im Pazifik, zuletzt im Rang eines Majors. Insgesamt 47 Jahre praktizierte Rothmann als Internist. Er war Mitglied bedeutender US-amerikanischer medizinischer Gesellschaften. 1970 starb er in San Francisco. Ebenso wie Hans Rothmann war auch seine Schwester Eva Rothmann (1897–1960), die in Berlin als Psychologin und Neurologin tätig war, von den nationalsozialistischen Repressalien betroffen. Nachdem ihr Mann, der bekannte Neurologe Kurt Goldstein (1878–1965), von SA-Soldaten verhaftet und misshandelt worden war, emigrierten beide zunächst in die Schweiz, 1935 dann in die USA.


Ausgewählte Publikationen von Hans Rothmann

  • Über Eiweissspeicherung in der Leber nach Eiweissmast und die Einwirkung des Adrenalins auf dieselbe. MS Berlin (Dissertation Berlin 1924).
  • Klinische Untersuchungen über die Adenosinphosphorsäure Adenin-Nucleotid in Blut und Galle. Zugleich ein Beitrag zur Frage der Entstehung der endogenen Harnsäure im menschlichen Organismus. Berlin 1931 (Habilitationsschrift Halle 1930).

Quellen und Literatur


Abbildungen: Mit freundlicher Genehmigung von John F. Rothmann/San Francisco; Schreiben des Kurators an Rothmann vom 3.10.1933: aus der Personalakte im UAH.

Quelle: Friedemann Stengel (Hg.): Ausgeschlossen. Die 1933-1945 entlassenen Hochschullehrer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Halle 2016, S. 305 - 312

Autoren: Dajana Napiralla und Friedemann Stengel

Weitere Bilder und Dokumente:

Dokument: Rothmann, Hans

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