Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Ludwig Philipp Thümmig

geboren:12. Mai 1697 Helmbrechts
gestorben:15. April 1728 Kassel
Konfession:evangelisch
Vater:Georg Peter Thümmig (1661-1705), Pfarrer in Helmbrechts, Subdiakon in Kulmbach

Ludwig Philipp Thümmig

Nach dem Tod des Vaters wurde Thümmig zunächst durch Privatlehrer unterrichtet. Ab 1706 besuchte er das Lyzeum, die Lateinschule, in Kulmbach, ab 1712 die Fürstenschule in Heilbronn. Am 3. Mai 1718 schrieb er sich an der Universität Halle für das Theologiestudium ein. Dazu gehörte es natürlich, die Grundwissenschaften an der Philosophischen Fakultät zu hören. Hier wurde vor allem der Aufklärungsphilosoph Christian Wolff (1679-1754) auf ihn aufmerksam und machte ihn zu seinem Gehilfen. Am 2. August 1721 legte Thümmig die Magisterprüfung ab, so dass er selbst Vorlesungen an der Philosophischen Fakultät halten konnte. Zugleich wurde er Adjunkt dieser Fakultät.

Als Johann Gottlieb Heineccius (1681-1741) 1723 einen Ruf an die Universität in Franeker annahm, setzte sich Wolff dafür ein, dass Thümmig diese Professur erhielt. Dies gelang zwar: am 20. September 1723 erhielt Thümmig den Ruf als ordentlicher Professor der Philosophie. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt bereits der Streit mit den Kollegen aus der Theologischen Fakultät entbrannt, die Wolffs Lehren letztlich in Berlin als atheistisch anklagten. So wurde auch die Berufung Thümmigs in Frage gestellt. In einer Anklageschrift der Theologischen Fakultät heißt es über diesen:

„Denn er ist nicht allein eben denjenigen irrigen und schädlichen Lehren des Professoris Wolfs, als seines Praeceptoris, zugethan, sondern es sind uns auch solche Proben von seiner conduite bekannt, seiner Jugend, da er noch nicht gar lange erst von Schulen kommen, zu geschweigen, daß er bey solcher den Studenten je länger je mehr nur zum Gespötte, wie aber der von ihm fortgepflantzten irrigen Lehren wegen immer mehr würde gehindert werden, Gott und Eu. Königl. Majest. Landen tüchtige und fromme Prediger zu zubereiten (!).“

Nachdem die pietistischen Theologen ihren Einfluss beim Hof stark gemacht hatten, wurde Christian Wolff schließlich am 8. November 1723 des Landes verwiesen und musste innerhalb von 48 Stunden Preußen verlassen. Ebenso wurde auch Thümmig der Lehrstuhl entzogen. Er folgte seinem Lehrer nach Marburg. Auch hier setzte sich Wolff wieder für ihn ein: Thümmig wurde zum Professor der Philosophie am Collegium Carolinum in Kassel berufen. Seine Antrittsvorlesung hielt er am 25. Februar 1724. Drei Jahre später konnte er in die Professur für Mathematik und Astronomie in Kassel aufsteigen. Sein Gehalt kann allerdings kein hohes gewesen sein, denn er verdiente seinen Unterhalt zudem als Pagen-Hofmeister und als Aufseher des Kunst- und Medaillenkabinetts in Kassel. Thümmig verstarb bereits 1728.

Thümmig verfasste u.a. das zweibändige Werk „Institutiones philosophiae Wolffianae, in usus academicos adornatae“ (1725/1726), „ein Compendium, welches Wolff selbst als die beste und getreueste Darstellung seines Lehrgebäudes gerühmt hat“. (ADB)

Organisationen:

1721 Ernennung zum Auswärtigen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften Berlin

Quellen: ADB, Bd. 38, Leipzig 1894, S. 177f.; DBA I, Nr. 1270, S. 16ff; Förster, S. 274; GStA PK, I. HA Rep. 52 Herzogtum Magdeburg 159 N. 3 d Professores Philosophia, Poesos, Physices, Eloquentia, oeconomia, Bd. 1 (1691-1724); MV Halle, Bd. 1, S. 450; Zedler, Bd. 43, Leipzig 1745, Spalte 1809ff.

 

Autorin: JS

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